Titel (DE)
Auch Stephan Mathieu liefert mit<i> Coda (For WK)</i> eine EP ab. Diese ist als musikalisches Nachwort zum 2011 erschienenen Album <i>A Static Place</i> gedacht. Das 20minütige Stück bezieht sich aber aus einer anderen Quelle als dem Album deren Coda, somit also Ergänzung und Zusammenfassung zugleich, es darstellen soll. Zwei Grammofone und eine Doppel-LP mit einer Beethoven-Interpretation durch den Pianisten Wilhelm Kempff aus dem Jahre 1927 waren Mathieus Ausgangspunkt. Der Saarbrücker erweckt mittels eines Computers das Material selbst zu einem bizarren Eigenleben singen. Der gravitätische Sound klingt zumindest, als hätte man all die klanglichen Idiosynkrasien – Knacken, Rauschen, Schleifen, und so fort – des Materials eingefangen, mehr noch als die Musik Beethovens oder Kempffs Interpretation derselben. Das Modewort, mit dem so ein Sound beschrieben werden kann, lautet hauntologisch, ein Begriff, der auf den französischen Philosophen Jacques Derrida zurückgeht. Als Portmanteau aus to haunt (spuken) und dem Suffix –ologie klingt es in dessen Muttersprache genauso wie Ontologie – der Lehre des Seins. Toter Spuk und lebendiges Dasein gleichzeitig – das fasst Mathieus <i>Coda (For WK)</i> ebenfalls in Klang. Eine schöne, gänsehautfördernde Widmung