Review of Not A Leaf Remains As It Was [12k1069]

Titel (DE)

Steve Peters + Steve Rodens schlossen sich im Herbst 2011 in einem Studio in Seattle ein. Elektronische Instrumente wurden von ihnen weitestgehend gemieden, dafür probierten die beiden Künstler etwas für sie ganz Neues aus. Dabei ist das meditative Not A Leaf Remains As It Was herausgekommen. Von KRISTOFFER CORNILS

Seit 15 Jahren haben Peters und Rodens das Experiment vor sich hergeschoben, das sie auf Not A Leaf Remains As It Was verwirklichen. 1995 waren die beiden mit Sängerin Anna Homler auf Tour und probierten sich dabei selbst etwas am Gesang. Dass die beiden eine Weile gebraucht haben, bis sie sich dazu durchringen konnten, auf einem Studioalbum zu singen liegt vor allem daran, dass sie Lyrics weder schreiben noch singen wollten. Behelfsmäßig griff man nun zu einem Buch mit »jisei«, japanischen Todesgedichten, und bediente sich mehr oder weniger willkürlich bei einzelnen Silben der Originale oder englischen Übersetzung. Alles, was mit Klang zu tun hatte, wurde nach Jahreszeiten – analog dazu besteht das Album natürlich aus vier einzelnen Tracks – sortiert und spontan während der Aufnahme ausgewählt. Das macht natürlich Sinn, schließlich ist auch die Musik auf Not A Leaf Remains As It Was improvisiert. Im Hintergrund hängen meistens die feinen Töne eines Harmoniums oder einer Melodica, es rascheln Schildkrötenpanzer und klirren Schellen und Glöckchen.

Die vier getragenen Kompositionen wirken andächtig und verströmen etwas maritimen Charme. Obwohl Peters und Rodens jeglichen Zen-Klischees aus dem Weg gehen wollten, der meditative Charakter ist Not A Leaf Remains As It Was nicht abzusprechen. Langsam und mit aller Ruhe lassen die beiden die Klänge aufwogen und sachte abebben, zeichnen mit ihren Tönen minimale Bewegungen in die Stille. So wirklich spannend kann man das nicht nennen, auch der Vorwurf der esoterischen Wohlfühligkeit lässt sich sicherlich schwerlich abstreiten. Wenn einer der beiden auf Water Veins mit seiner Atmung den Wind imitiert, hat das schon etwas unfreiwillig Komisches. Sowieso ist der Improvisationscharakter des Albums vielleicht etwas hinderlich, denn irgendwie klingen die Kompositionen schmalbrüstig, erschaffen keinen Raum. Das ändert sich mit Two Or Three Fireflies ein wenig, wenn ein Klavier und Chorsamples mit leichtem Halleffekt auftauchen, aber die scheinen dann wiederum etwas zu dick aufgetragen. Steve Peters + Steve Rodens ist eine durchaus schöne musikalische Sprache gelungen, mit der sie einzulullen, aber nicht hundertprozentig zu überzeugen verstehen.

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