Nonpop (DE)
DAN ABRAMS alias SHUTTLE358 scheint schon seit langem ein Favorit des 12k Labels zu sein – so gibt es uns das Label in seiner Pressemitteilung zu dieser Veröffentlichung zumindest zu verstehen. Dazu werden hoch tönende Vergleiche gezogen. Etwa APHEX TWIN oder BRAIN ENO. Allerdings – und das sollte vorab schon einmal festgehalten werden – scheinen gerade die sehr kurzen Stücke die zu sein, die hier in komprimierter Form das wiedergeben, was über die Gesamtstrecke des Albums doch eher gleichbleibend denn abwechslungsreich wirkt.
Zwar muss ein eher homogen gehaltenes Album nicht zwingend auch gleichförmig klingen, doch bedarf es schon etwas mehr als die Ideen, die zu Anfang auf kürzester Strecke aufblitzen, lediglich mehr oder weniger in die Länge zu ziehen. Allerdings – und das muss nun wieder auch zugegeben werden – sind hier und da auch Perlen zu entdecken. Die müssen jedoch erst freigehört werden, um sie in voller Pracht genießen zu können. Bezeichnend hierfür ist das Stück „Edule“ (04). Erst knackt und knistert es lang. Doch ab dem letzten Drittel spielt ein Synthesizer eine Melodie, die recht spannend daherkommt und gerade auch wegen ihrer Klangfarbe hängenbleibt. Für die Älteren oder Filmaffinen sei erwähnt, dass sie an den Filmklassiker „Bladerunner“ erinnert. Doch hat man sich da erst eingeschwungen, ist das Prachtstück auch schon wieder zu Ende. Oder, um im genannten Bild zu bleiben, die Muschel schließt sich viel zu schnell wieder.
Auch gerade der Einstieg ist von nennenswerter Besonderheit. „Star“ (01) ist ein wirklich bemerkenswerter Titel. Nicht nur, dass er das gesamte Album vorab bereits zusammenfasst – er ist auch von besonderer Tiefe. Es pockt zunächst so, als ob ein Funktelefon neben einem Radio liegt. Man kennt das. Da sucht sich das Telefon sein Netz und es fängt an, seltsam zu klacken. Auch die Klangfarbe des Synthesizers, der auch im zweiten Stück „Caudex“ Verwendung findet, taucht hier bereits auf. Dazu klingen die verwendeten Sounds herrlich hohl, das heißt als ob auf ausgehöhlte Bambusstangen eingeschlagen wird. Und schließlich endet das Eingangsstück so, als hätte ABRAMS ein winziges Stück aus “Last Words” von WILLIAM S. BURROUGHS verwendet (einem in deutscher Übersetzung gesendeten Hörstück von ULRIKE HAAGE). Das wird ABRAMS sicher weder verstehen noch kennen, doch vor diesem Hintergrund gewinnt dieser eineinhalbminütige Titel in meinen Ohren deutlich an Farbe.
Der Rest ist dann von digitalen Clicks und Cuts geprägt, die nicht unbedingt variantenreich daherkommen. Das mag an der durchweg ruhigen Stimmung liegen, die ja auch keine sonderlich hörenswerten Schwankungen aufweist. Das ist bis Titel fünf „Field“ (dem Titelstück also) auch durchaus angenehm zu hören. Doch ab „Sea“ (06) steckt das Album in einer eher eng abgesteckten Klanglandschaft fest. Die Sounds wiederholen sich. Die Beweglichkeit innerhalb dieser Zone bleibt aufs Minimum reduziert. Das aber wird dann durch „Dilate“ (07) und „Waves“ (08) – beide Stücke haben zusammen eine Spielzeit von zwei Minuten – gekonnt unterbrochen. Auch „Divide“ (09) ist wegen seiner fein abgestimmt schrägen Knisterdrums gut ins Gesamtbild gesetzt. „Blue“ (10) beginnt dann sehr ruhig und erinnert etwas an die “Terra Incognita” von NON. Der Titel bricht dann jedoch ab der Hälfte und wird noch ruhiger. Es knistert dann wieder. Genau so wie das Schlussstück „Farming“ (11).
Ein Album, dem Zeit gelassen, dem – wenn auch auf überschaubarem Terrain – bis in den letzten Winkel nachgespürt werden muss.