Review of Ocean Fire [12k1046]

Goon (DE)

Hier trifft Ryuichi Sakamoto, 56 Jahre alt, Begründer des Yellow Magic Orchestras in den 1970er Jahren, Oscar-Preisträger für die Filmmusik zu Bernardo Bertolucci’s The Last Emperor (1987) und einer der inspirierendsten Musiker dieses Planeten überhaupt, auf den 26jährigen Christopher Willits, elektronischer Musiker aus San Francisco, bisher aufgefallen durch seine Zusammenarbeit mit Taylor Deupree und einigen interessanten Platten auf Labels wie Ghostly International, Fällt oder Room 40. Eine Zusammenkunft von Generationen einerseits von Kulturen, Einflüssen, verschiedenen Erfahrungen andererseits. Gegensätze, die sich unter den meisten Umständen ausschließen, wie sie in der Kunst immer wieder gewinnbringend möglich sind. Der Albumtitel Ocean Fire verweist auch auf diesen Gegenstücke. Der Ozean bildet zudem die Klammer dieses Werks, das mit einer riesigen stürzenden Welle beginnt (“Toward Water”) und schließlich in einem Himmel endet, der sich im Weltmeer spiegelt (“Ocean Sky Remains”). Willits und Sakamoto greifen bei ihrem Soundarrangement zur cinemaskopischen Breite und ziehen dabei sämtliche Register: Ehrfürchtig verharrt man zugleich vor und in und hinter dem Klang, ist Beobachter, Zuhörer und auch Teil davon. Darunter werden durch den Einsatz von Elektronik und Glitch-Effekten wirkungsvoll winzige Texturen in die Komposition gelegt, wodurch diese sich jeglicher Statik entzieht. Bleibt am Ende nur die Frage, ob man Alben wie dieses überhaupt rezensieren, oder ob es nicht nur als Referenz für andere, spätere Werke herangezogen werden sollte.

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