Bad Alchemy (DE)
Was hier kreist und plinkt, scheint pure Nostalgie zu sein, mit einer Patina fast wie bei Philip Jeck. Wir kennen den Argentinier schon als eine zarte Seele in Melodia mit “Saudades” (Kaico, 2013) und allein mit “EI Estanque Esmeralda” (Spekk, 2014). Mit Music Boxes und Tapeloops, Piano, Synthesizer, Roland Space Echo und einer zart gehämmerten Auris Lyre versetzt er sich (und uns) in eine auf Super 8 gebannte Kindheit. Die Aufzeichnungen schleifen und knirschen, als hätte die Erinnerung Schadstellen oder Staub angesetzt. Die Wehmut ist umso größer, je mehr man die Zeit im Kinderbettchen, an dem einem die Mutter Wiegenliedchen sang, als Goldenes Zeitalter gespeichert hat. Durand inszeniert kleine Schattenspiele, streift durch einen verzauberten Garten, tastet nach dem Spiegel, durch den man ins Wunderland gelangt. Er illuminiert die Kindheitsvision mit Lampions und Glühwürmchen, über einem die Milchstraße, vor einem eine Zukunft wie geträumt. Der Wind mag auffrischen wie bei ‘El grillo de näcar’, wird aber nicht so widrig, dass er die Nostalgie trübt oder gar dem Blick zurück Zorn beimischt. Das Glücksrad dreht sich wie Gottes Mühlen langsam, aber die Milchstraße ist ja schon voll genug mit vergossener Milch. An jedem Anfang muss die Mutter die Unternehmungslust eines kleinen Matzes noch zu Bettschwere dämpfen (‘Hora de dormir’). Heute schleppt man sich tiefmelancholisch dahin, denn die Uhr in der Spieluhr lässt sich nur bremsen, nicht anhalten und schon gar nicht rückwärts drehen. Bleibt nur Alicens Spiegel, ein Spiegeltunnel, ein Sternentor, Mamatschi, schenk mit ein Sternentor.