Bad Alchemy (DE)
Zuletzt hörte ich JANEK SCHAEFER mit seinen für Crónica auf <i>Double Exposure</i> versammelten Codas, Requiems und Memorials. Unter diesen allertraurigsten Musiken war auch ein Ausschnitt von “Asleep at the Wheel…”, seiner Kritik am Drive-by-Konsumwahn, die er mit dem ökologischen Menetekel des aus der Denkschule von Immanuel Velikovsky hervorgegangenen Richard Heinberg verstärkte. Ole zwölf “Radio 101 FM” bis “…112 FM” betitelten Tracks auf <i>Lay-by Lullaby</i> (12k1079) versetzen einen mitten in der Nacht an die M3 und die impliziten Schauplätze für JG Ballards Crash und Concrete Island. Die Autobahn entstand 1973 und führte westlich von London direkt an Ballards Wohnung vorbei, auch Schaefers Studio liegt heute nur wenige Meilen davon entfernt. Sein Mitternachtsradio suggeriert nun ein Abseits, einen Ausstieg, sowohl aus Ballards Crash-Obsession als auch vom benzinfressenden Immersoweiter. Die Karawane rauscht zwar weiter, aber mit einlullendem Effekt. Aus Halbschlaf wird ein Tagtraum, mit Träumern, die erwachen, um festzustellen, dass sie eigentlich gar nicht mitrasen müssten. Dass man den Fuß vom Gaspedal nehmen und das Lenkrad loslassen kann, dass man überhaupt loslassen kann. Um einfach der Nacht zu lauschen und zu hören, wie die Englein singen, die Sterne funkeln. Feines Georgel macht den Nachthimmel zu einem Dom, in dem doch auch noch andere Götter neben Mammon erscheinen. Ein akustischer Gitarrenriff dreht sich gebetsmühlenartig. Der Äther knistert und wird plötzlich von nebulös wallendem Orchesterklang durchzogen. Drones mischen sich mit Dopplereffektwooshes von Autos und von Zügen, werden von Radiowellen gestreift oder von Harmoniumloops durchkreist. Einer der Nebeistreifen klingt wie ein melancholisch gesummtes “…und steht sie noch davor”, ein Piano klimpert, Musik liegt in der Luft. Denn die Erde ist eine Scheibe und der Tonarm hängt schon in der Auslaufrille. Das Ende vom Lied sagt, was keiner hören will: Öl, Wachstum, Party, vorbei, vorbei, vorbei.