Review of Northern [12k1037]

Bad Alchemy (DE)

Taylor Deupree ist von Brooklyn nach Pound Ridge umgezogen, ins stille, nordliche hinterland upstate New York mit seinen windterlich verscheiten Wäldern. Dieses Ambiente, bisher Gegenstand der Phantasie, rückt nun mimetisch in die Klangilder von Northern ein. Was bisher die Imagination einzufangen versuchte, liegt nun vor der Studiotür. Für das Soundscaping aus E-Piano, Melodica, Gitarre, und Feldaufnahmenklängen, die Deupree durch den Laptop zieht, steht nun die erträumte Landschaft selbst Modell. Über Hügel, die sich unter der Schneedecke wellen wie Hemingways weiße Elefanten, zischen eisige Wirbel, die Luft ist kristallin, der harsch knurscht unter den Sohlen. Der Klangfluss dreht und dreht sich dabei noch eine Windung weiter nach innen, lässt nostalgische Erinnerungen an die Kindheit und alte Freundschaften wiederhallen. Mir ist solche Schau-heimwarts-Seligkeit dermaßen fremd, dass die Simulation von Rosebud-Schmus und Suggestion von Grasharfen-Idylle, dieses amerikanische Nick Adadms und Holden-Caulfield_syndrom, mir noch in der glasperlenkullernden Klingklangversion nur als sanftes Grauen begreiflich ist. Vielleicht verdirbt mir der Waschzettel aber auch nur das Gespür für die ständigen kleinen Brüche und Widerhaken und die zarbittere Melancholie, die Deupree selbst mit Titeln wie, “Everything’s Gone Grey,” “A Dead Yellow Carpet,” “Haze it May Be,” un “November” verbindet.

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